Probot: Probot

Man kennt das ja: Mehr oder weniger bekannte Musiker nehmen sich der Musik ihrer
Idole an, spielen diese neu ein und verkaufen das ganze dann als Tributealbum.
Und während sich die Herren Musiker wie die Schneekönige freuen und oft nach Kräften
einen Klassiker nach dem anderen verhunzen, darf der geneigte Fan das Portemonnaie
zücken und den musikalischen Schnellschuss kaufen.
Das diese Arbeitsweise nicht auf den ehemaligen Nirvana-Schlagzeuger und heutigen
Foo Fighters-Gitarristen Dave Grohl zutrifft, dürfte aber klar sein. Schließlich
gehört Grohl zu den Musikern, die während ihrer Karriere noch keine richtig schlechte
Platte veröffentlicht haben. Und so hat er sich für sein Tributeprojekt Probot 2004
auch etwas ganz besonderes einfallen lassen.
Dave Grohl hat für „Probot“ elf Songs im Stil seiner liebsten 80er-Jahre-Kapellen
komponiet und dann die Originalsänger gebeten, sich einen eigenen Text zu den Melodien
einfallen zu lassen. Meist mit beeindruckendem Ergebnis!
Cronos schreit sich bei „Centuries of Sin“ wie zu seeligen Venom-Zeiten die Lunge aus
dem Leib, Lemmy macht „Shake your Blood“ zu einer der besten Motörhead-Nummer seit
langem und wenn Snake „Dictatosaurus“ anstimmt, könnte man fast meinen Voivod würden
wieder zusammen musizieren.
Aber auch die anderen Stücke stehen den genannten in nichts nach. D.R.I.-Sänger Kurt
Brecht darf „Silent Spring“ veredeln, King Diamond macht aus „Sweet Dreams“ eine
waschechte Mercyful Fate-Nummer und Max Cavaleras „Red War“ könnte auch von Sepultura
zu ihrer Chaos A.D.-Phase stammen. Und wenn sich Könner wie Lee Dorrian von
Cathedral oder Doom -Legenden à la Wino oder Eric Wagner in der Nähe aufhalten, kann
eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.
Grohl und seinen Mitstreitern ist mit Probot eine wunderbare Hommage an die 80er
gelungen. Wer damals dabei gewesen ist wird durch diese Scheibe sicherlich motiviert,
den einen oder anderen Klassiker mal wieder aufzulegen. Wer damals noch zu jung war,
hat hier eine gute Einstiegsmöglichkeit in diese Musik und kann jetzt
vielleicht nachvollziehen, was wir alten Säcke damals cool fanden.
Label: Southern Lord
Katalog-Nummer: SUNN30CD 1
Geschrieben im September 2005